Atelier Hiltraut Hauger
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Etwas unkonzentrisch bisweilen eigenwillig und kompliziert, verlief ihr erfolgreiches Leben. Gern erinnere ich mich an meine Schwester, die großartige, in Hamburg bekannte und bedeutende Kunstmalerin Hiltraut Hauger, geb.Hamann. Sie verstarb, leider viel zu früh, am 09.04.2017 im 73.Lebensjahr. Wir, Kathrin mit Marco, Sohn Martin sowie Karel Preros, Hei- drun und ich saßen an ihrem Sterbebett. Am 21.06.1944 wurde Hiltraut in Rauschen – Düne geboren. Irgendwie hat mir das nicht gefallen, denn ich mußte ihr mein schönes weißes Kinderbett abtreten und bekam ein neues braunes. 30.01.1945 mußten wir aus Königsberg flüchten. Vater brachte uns mit dem Auto nach Pillau. Leider war kein Schiff für unsere Rettung da und übernachteten auf Stroh in einer verlausten Schule. Am 31.01.1945 kamen wir in der Arztkabine des Torpedobootes Löwe unter. Hiltraut und mir waren zwei Schubladen einer Komode als Bett hergerichtet. Dass das Torpedoboot Löwe die Gustloff absichern sollte, habe ich erst viele Jahre später erfahren. Die Löwe konnte die drei Uboot Treffer nicht verhindern. Bei der Rettung Schiffbrüchiger hätte es das Topedoboot fast noch erwischt. Die Lösung war ein riskanter Zick – Zack Kurs. Mutter hat die Tragödie der Gustloff und ihren Untergang durch das Bullauge beobachtet. Irgendwie sind wir dann per Schiff über Dänemark nach Kiel gekommen und mit dem Zug über Hamburg nach Marxen gelangt. Am 15.02.1945 wurden wir bei Lindemanns einquartiert. Der 16.02.1945 mein Geburtstag. In Marxen sind wir zwei Mal umgezogen und 1949 kam unser Vater aus russischer Gefangenschaft in Wilna zurück. August 1952 Umzug nach Neu Wulmstorf, Elchpfad 14, in die Einliegerwohnung bei Radecke. Ostern 1958 Hiltraut beginnt eine Lehre als Kinderpflegerin im AK Harburg und geht als Au – pair zu ihrer Berufsschullehrerin nach Stelle. Anschließend wird sie Kinderpflegerin im Kindergarten in Hausbruch. Inzwischen lernt sie Peter Staszeit aus Fischbeck kennen. Peter war der Größte. Er spielte, wie unser Vater, Accordeon und entwickelte sich zum Allein Unterhalter. Auch Hiltraut hatte ein Schifferklavier bekommen und nahm Unterricht in Harburg. 1965 heirateten die beiden in ihrer im Nov. 1964 renovierten Wohnung, nahe der Kita, im Zeiseweg in Altona. Am 13.09.1965 wurde Martin geboren. Und sie gingen oft aus. Dabei lernten sie John Osper kennen. John war nun ganz anders. Er konnte kochen und den Haushalt schmeißen. Hiltraut und Peter ließen sich scheiden und Hiltraut zog zu John nach Wandsbeck. John hatte als Senatsfahrer ein gutes Einkommen und zwei kleine Kinder. Peter war nun mit Martin allein. Häufig waren sie zusammen als Musikanten uterwegs. Sehr oft war Peter als Stimmungsmusiker bei Peter Voss auf Elbefahrt. Er starb als Jungrentner in seinem Haus in Bad Segeberg. Am 19.02.1969 wurde Kathrin geboren. Hiltraut hatte ihren Arbeitsplatz, der Einfachheit halber, in einen Kindergarten nach Hamburg verlegt, sodass sie ihre Kathrin mitnehmen konnte. Zur Abwechslung waren Hiltraut und John nun häufiger mal zu Gast in einer nahen Gastwirtschaft. Hier trafen sie auch meist den in der Nähe wohnenden Dachdecker, Uwe Tamm. Hiltraut und Uwe verstanden sich bald so gut, dass Hiltraut sich scheiden ließ und mit Kathrin zu Uwe zog. Leider hielt diese Verbindung auch nicht lange. Hiltraut und Kathrin waren nun wieder ohne Bleibe und zogen mit ihren wenigen Habseligkeiten, in die erste eigene Wohnung nach Horn. 1978, Kathrin war nun neun Jahre alt, da lernte Hiltraut den frisch geschiedenen Dachdeckermeister Claus Arps kennen und lieben. Sie bezogen eine kleine Werkswohnung in Lokstedt auf dem Betriebsgelände. heitrateten und bauten, auch auf dem Firmengrund, ein neues Einfamilienhaus. Am 23.02.1981 verstarb unser Vater, im siebzigsten Lebensjahr, zuletzt unter großen Schmerzen, zu hause, an Krebs. Mutter war nun allein, in der Stettiner Str. 69. Die junge Familie Arps bezog ihr neues Haus und alles war gut. Doch leider mussten wir uns bald um Mutter sorgen. Sie war zweimal die Treppe herunter ge- stürtzt und hatte sich den Steiß angebrochen. Deshalb holte Hiltrau sie zu sich, in die nun freie Betriebswoh- nung und das Haus in Neu Wulmstorf wurde verkauft. Gern hätte Klaus nun den Betrieb seines Vaters über- schrieben bekommen. Aber Waldemar traute Hiltraut nicht. Claus Ansinnen an Hiltraut, nun auch die Bürotä- tigkeiten zu übernehmen, lehnte Hiltraut ab. Kindergarten, und Haushalt, auch unter Mithilfe einer Putzhilfe, war Stress genug. Also wurde die junge Ehe wieder geschieden und Hiltraut und Katrin fanden eine neue Bleibe in der Rückertstr.,nahe des Arbeitsplatzes von Hiltraut. Da sie gern die Leitung des Hortes überneh- men wollte, machte sie entsprechendes Fachabitur und nahm Gitarrenunterricht. Denn das Musizieren war ebenfalls Voraussetzung, zur Führung dieser Einrichtung. Umgehend übertrug man Hiltraut dann auch die Leitung des Kindergartens. 1983 Kathrin war inzwischen 14 jährig, lernte Hiltraut den überaus sympatischen, 27 jährigen tschechischen Lebenskünstler Karel Preros, der als Zugbegleiter arbeitete, kennen. Karel übernahm das zweite Zimmer und sie heirateten nicht. Kathrin, nun schon erwachsen zog zu Marco, ihrem späteren Ehemann. Ich glaube über eine Heiratsanzeige kam Hiltraut dann mit Helmut zusammen. Helmut machte kurzen Prozess und bestimmte, dass Hiltraut umgehend ihre Sachen nimmt, und mit ihm nach Schenefeld kommt. Da half es auch nicht, dass Hiltraut noch einmal mit Karel in Urlaub fahren wollte. Sie mußste mit. Ja – Helmut konnte Hiltraut ein angenehmes Leben bei gutem Einkommen in einem schönen Endreihenhaus in Schenefeld bieten. Am15.08.1942 als Franke in Gunzenhausen geboren, erlernte Helmut das Seemannshandwerk und fuhr zuletzt als "Zweiter" auf einem der Oetgerschiffe " Hamburg Süd". Die letzten Arbeitsjahre allerdings war sein Arbeitsplatz die " Hamburg – Süd " Zentrale in Hamburg als Betriebsratsvorsitzender in der Personalabteilung. Mit der Zeit hatte unsere Mutter widerholt einige Ausfälle und Hiltaut und Helmut holten sie zu sich nach Hause. Später fanden sie eine schöne Seniorenresidenz in 24351 Vogelsand - Grünholz. In Damp 2000 hatten Hiltraut und Helmut eine Ferienwohnung erworben, und besuchten Mutter oft. Irgentwann, ganz unspektakulär heirateten sie AM 20.10.2004 verstarb unsere Mutter hier 91 jährig. Wir haben sie in Hollenstedt beigesetzt. Doch nun wurde es um Hiltrauts Gesundheit sehr dramatisch. Im Krankenhaus hatte man ihr ein Aneurysma im Kopf attestiert. Sie konnte ihre Arbeit nicht mehr aufnehmen und ging in Pension. Zum Ausgleich entwickelte Hiltraut nun große Lust, sich künstlerisch zu betätigen. Sie kaufte sich ein Klavier und nahm Unterricht. Da Helmut bald feststellte," Hiltraut, hat das nicht so mit der Küche," legte er, weil er auch gern kochte, selber Hand an. Nun hatte Hiltraut endlich die Freiheit, welche sie für ihre künstlerisches Wachsen brauchte und verschrieb sich der Kunstmalerei. Ihre große Begabung war ihr während der Ausbildung sehr hilfreich und sie wurde, bei schnell gefundenem eigenen Stil, höchst erfolgreich. Größter Bewunderer, Unterstützer und Helfer in allen Lebenslagen wurde nun Helmut. Er organisierte Vernissagen und kleinere Ausstellungen in Hamburg und Schleswig Holstein und führte erfolgreich, Verkaufsgespräche mit Kaufinterressenten. So konnte Hiltraut fast all ihre Orginalwerke bei solchen Veranstaltungen veräußern. Nach Ende dieser Malphase besuchte Helmut alle norddeutschen Reedereien und vertrieb Kunstdrucke von Hiltrauts Orginalen. Auf Wunsch, hängte er die Exponate auch an den gewünschten Orten selber auf. Helmut war in seinem Element. Die Seefahrt hatte ihn nie losgelassen. Hiltraut hatte sich derweil der Bildhauerei verschrieben. Auch stand zur Entspannung bald ein Wohnwagen an der Ostsee. In Schenefeld wurde es nun ungemütlich. Nebenan wurde ein großes Baugebiet erschlossen und sie verkauften alles und bezogen ein Endreihenhaus in Oststeinbeck. Aber auch hier Lärm durch Kinder und Hund nebenan. Ruhe fanden sie dann in der Goldkoppel. Hier meldete sich Helmuts Krebs wieder. Auch war eine verkappte Asbestose wieder aufgebrochen. Gut umsorgt von Hiltraut mit paliativer Unterstützung verstarb ihr geliebter Helmut am 04.09.2011 69 jährig. 2015 erwarb Hiltraut ein Wohnmobil und sammelte Reiseerfahrung in einem Mobil Club. 2016 machte sie eine halbjährige " kleine Weltreise" per Mobil. Von dieser Reise kam sie am 13.04.2016 todkrank zurück und wurde schnell als austherapiert, aus der Klinik entlassen. Mit paliativer Unterstützung und täglicher Hilfe durch Kathrin, Martin oder Karel war Hiltraut noch kräftig genug, um Gast unsere goldenen Hochzeit am 19. August 2016 sein. Vor ihrer Heimfahrt mit Karel, hat sie sich gedanklich mit den Worten " In dieser Zasammensetzung, sehen wir uns wohl nicht wieder, " noch von uns verabschiedet. Ich werde diese Nähe nie vergessen. Hiltraut verstarb Palmsonntag den 09.04.2017. Wir alle hatten sie lieb und vermissen sie sehr. Nun ist es doch ein Nachruf geworden. Arnold Hamann am 19.08.2017. Ps.: Lilli Tatenhorst, geb. Komm, ergänzte noch: " In der Schule nannten wir sie, #Knoten. |
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